Ruhestandsplanung gestern und heute

Die Bundesrepublik Deutschland war nach dem zweiten Weltkrieg eine aufstrebende Wirtschaftsnation mit einer ungeheuer fleißigen Gesellschaft. Die meisten Ehefrauen erledigten den Haushalt und erzogen ihre 2 bis 3 Kinder. Vater ging das Geld verdienen. Fachkräfte wurden gesucht und ab 65 wurde Rente bezogen. Meistens für ein paar Jahre. Es ist heute unvorstellbar, aber die Lebenserwartung im Jahre 1960 betrug 66,5 Jahre für Männer und knapp 72 Jahre für Frauen. Noch im Jahre 1980 lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei knapp 70 Jahren und für Frauen bei etwas über 76 Jahren. Im Jahre 2010 rechnete das statistische Bundesamt bereits mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung bei Männern von 77,51 Jahren und bei Frauen von 82,59 Jahren. Im Grunde steigt die Lebenserwartung alle 3 Jahre um etwa 2 Monate (Daten aus www.destatis.de; Daten zur Bevölkerung)


Übersicht der Lebenserwartung
Übersicht Lebenserwartung


"Die Rente ist sicher!" (Norbert Blüm, CDU), das habe ich eigentlich immer geglaubt und bin auch heute noch davon überzeugt. Was allerdings von fast allen, mit denen ich über Rente gesprochen habe, vermutet wird ist, dass alle in späteren Jahren einmal ihre Erwartungen an die gesetzliche Rente nach unten korrigieren müssen. Gerade in den letzten Jahren wurden ja auch immer wieder Kürzungen im Rentensystem vorgenommen.
 
Bei der Rentenreform 1992 wurde von der Bruttolohnberechnung auf die Nettolohnberechnung umgestiegen. Was nichts anderes bedeutete, als dass die Rentenempfänger eine niedrigere Auszahlung erhielten. Das galt im Sinne eines Bestandsschutzes nicht für die, die bereits Rentner waren, sondern für die folgenden Rentnergenerationen.
 
Die letzte einschneidende Änderung 2003 war die Kürzung des Nettorentenniveaus von 70% auf 67% und die Einführung der "Riesterrente", die auf privaten Rentenversicherungsgesellschaften ausgelagert wurde. Mit dem Abschluss eines Riestervertrages soll genau diese entstandene Rentenlücke geschlossen werden. Der Abschluss eines "Riestervertrages" ist natürlich freiwillig und wird staatlich bezuschusst.
 
Die Rente oder Pension wird ein Leben lang gezahlt und der Kapitalbedarf der Rentenversicherung richtet sich somit nach der Anzahl der Rentner. Je länger diese leben, also je größer die Lebenserwartung der Bevölkerung ist, desto größer wird auch der Kapitalbedarf der Deutschen Rentenversicherung und diesen Kapitalbedarf müssen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufbringen. "Und die Arbeitgeber zur Hälfte" werden Sie jetzt einwenden. Das, finde ich, ist nur bedingt richtig. Kein Arbeitgeber kann und wird es sich leisten, aus eigener Tasche Sozialbeiträge für Arbeitnehmer zu bezahlen. Die Lohnnebenkosten wie auch die hälftigen Beiträge zur Sozialversicherung fließen in die Kalkulation für die Produkte des täglichen Lebens und der Investitionen, die wir tätigen, und damit werden auch diese Kosten von den Verbrauchern, also letztendlich von uns allen, bezahlt. Aber das ist nicht das Problem, das ich weiter analysieren möchte, sondern unsere Rente steht hier im Fokus.
 
Dass in den letzten 50 Jahren die Lebenserwartung von 66 Jahren auf 77 Jahre (bei Männern) um etwa 11 Jahre verlängert werden konnte, hat wohl niemand für möglich gehalten. Es ist auch kein Thema, mit dem sich so detailliert beschäftigt wird.
 
11 Jahre! Das ist keine lange Zeit, die man mit seinen Eltern noch verbringen kann, wenn diese Rentner wurden, doch ist es eine verdammt lange Zeit, wenn man 11 Jahre lang Unterhalt bezahlen muss, was nach dem heutigen Generationenvertrag (Rentenreform von 1957) zurzeit einer der Rentenversicherungsträger oder die Pensionskasse für uns übernimmt. Und hierfür leisten wir dann unseren Beitrag mit unseren Lohn- und Gehaltsabzügen zur gesetzlichen Rentenversicherung.